Braucht man bei einer Scheidung wirklich zwei Anwälte?
Wer sich scheiden lässt, steht irgendwann vor der Frage, ob ein Anwalt ausreicht oder ob beide Partner jeweils einen eigenen Vertreter benötigen. Auf den ersten Blick wirkt es verlockend, sich die Kosten zu teilen und mit nur einem Anwalt auszukommen. Doch ganz so einfach ist es nicht, denn die Rolle des Anwalts ist klar geregelt: Er darf immer nur die Interessen einer Seite vertreten. Schon deshalb ist es wichtig, die Entscheidung genau abzuwägen.
Wann ein Anwalt reicht
Wenn beide Partner die Scheidung einvernehmlich wollen und sich in allen Punkten einig sind, genügt tatsächlich ein Rechtsanwalt für die Scheidung. Dieser reicht den Antrag beim Familiengericht ein, begleitet das Verfahren und sorgt dafür, dass die Ehe rechtlich beendet wird. Die andere Seite benötigt in diesem Fall keinen eigenen Anwalt, weil keine zusätzlichen Anträge gestellt werden. Für Paare, die alles friedlich und ohne Streit klären, ist das oft der schnellste und günstigste Weg.
Allerdings bedeutet das nicht, dass der Anwalt beide Seiten berät. Er ist rechtlich verpflichtet, ausschließlich die Interessen desjenigen zu vertreten, der ihn beauftragt hat. Der andere Partner muss sich darauf verlassen, dass die getroffenen Vereinbarungen fair sind. Wer also unsicher ist oder das Gefühl hat, möglicherweise zu kurz zu kommen, sollte besser eigene Unterstützung hinzuziehen.
Wann zwei Anwälte sinnvoll sind
Kommt es zu Streit über Unterhalt, Vermögen oder das Sorgerecht, ist es praktisch unmöglich, mit nur einem Anwalt auszukommen. In solchen Fällen hat jeder Partner eigene Interessen, die oft gegeneinanderstehen. Ein Anwalt allein könnte gar nicht beide Seiten vertreten, ohne in einen Interessenkonflikt zu geraten. Deshalb ist es sinnvoll, dass jeder seine eigene Vertretung hat. So wird sichergestellt, dass keine wichtigen Rechte unter den Tisch fallen und beide Parteien mit einer rechtlich sauberen Lösung aus dem Verfahren gehen.
Auch wenn die Scheidung zunächst friedlich beginnt, kann sich die Lage schnell ändern. Kommt es doch noch zu Meinungsverschiedenheiten, ist man besser vorbereitet, wenn beide bereits eigene Anwälte haben. Das schafft Sicherheit und verhindert, dass man im entscheidenden Moment ohne kompetente Vertretung dasteht.
Eine Frage der Situation
Ob ein oder zwei Anwälte gebraucht werden, hängt also stark davon ab, wie die Trennung verläuft. Gibt es keine Konflikte und sind sich beide über die wichtigsten Punkte einig, reicht ein Anwalt in der Regel aus. Sobald jedoch unterschiedliche Vorstellungen im Raum stehen, ist es ratsam, dass beide Seiten auf eigenen Beistand setzen.
Auch wenn der Gedanke an zusätzliche Kosten im ersten Moment abschreckend wirkt, lohnt sich die Investition. Schließlich geht es bei einer Scheidung nicht nur um rechtliche Formalitäten, sondern auch um finanzielle Sicherheit und Zukunftsplanung. Mit der richtigen Entscheidung lässt sich vermeiden, dass aus einer ohnehin schwierigen Lebensphase später noch größere Probleme entstehen.